Wieso schnüffeln Hunde leidenschaftlich an Kot und Urin?
Königspudel Einstein erklärt:
Was euch Facebook, Fernsehen, Radio, Zeitungen und andere Medien bedeuten, sind für uns Postings aus Urin, Kot und Sekreten aus den Analdrüsen. So tauschen wir Botschaften aus. In unserem Dorf läuft ein alter Husky herum, mit dem ich mich gelegentlich ins Fell kriege. Schon bevor wir in den Wald abbiegen, weiß ich, ob er heute dort ist. Dann bleibe ich wachsam. Ich kann dir auch sagen, ob eine läufige Hündin mit wackelnden Hüften paarungswillig über die Felder streift. Natürlich erfahre ich beim Kotlesen auch, wie der andere Hund sich ernährt, ob er an Verstopfung leidet oder mit Dünnpfiff unterwegs ist. Ist alles top interessant. Nicht selten eröffnen sich mir Geheimnisse von höchster Brisanz. Vielleicht hat dein Hund sich schon mal geweigert, über eine bestimmte imaginäre Linie zu laufen, und ist mitten auf dem Weg stehen geblieben. In meinem Fall wäre das Bocklosigkeit. Wahrscheinlicher ist aber, dass dein Vierpfoter einen feindlichen Hund gewittert hat, der sein Territorium gründlich abschirmt. Dein Hund traut sich nicht, dessen Revier zu betreten. Entweder trägst du ihn über die Stelle oder du musst ausweichen. Überreden klappt in der Regel nicht.
Ich habe schnell verstanden, wie man kostenlos und ohne großen Aufwand in die Königsklasse der Botschafter aufsteigt. Der Trick ist, die eigene Nachricht, die sich durch erhöhte Dringlichkeit und immense Wichtigkeit auszeichnet, zu „highlighten“. Nach meinen Geschäften sorge ich durch kräftiges Scharren und Wedeln für ordentliche Geruchsverbreitung oder ich markiere noch mal drüber.
Blöd ist, wenn Herrchen es eilig hat und ich nur die Schlagzeilen überfliegen kann. Mir ist es lieber, wenn ich in Ruhe schnüffeln kann. Ach, noch was: Mein Herrchen und ich gehen fast jeden Tag eine andere Gassistrecke. Ich mag Abwechslung, weil ich neugierig bin, aber Max müsste sich gar nicht unbedingt so viel Mühe machen. Uns Hunden wird es nicht so schnell langweilig, denn wir erleben die gleiche Stecke jeden Tag anders. Sie riecht niemals wie am Vortag. Es ist stets spannend, wer hier gerade unterwegs war und wie es dem Hund ging. Für mich ist es nicht wichtig, wo wir herumlaufen. Hauptsache ich habe ausreichend Zeit zum Schnüffeln und erfahre viele Neuigkeiten aus der Hundewelt. Und nein, wir bekommen vom vielen Schnüffeln keinen Nasenflügelkrebs.
Nina Sauer ergänzt:
Schnüffeln ist Kommunikation und gehört zu den wichtigsten Grundbedürfnissen eines Hundes. Die Analdrüsen sondern beim Koten eine besonders fettige Substanz ab, die Wochen bis Monate haltbar ist. Darin sind chemische Stoffe enthalten, die jedem guten Schnüffler Auskunft über Alter, Geschlecht, Gesundheitsstatus, Gefühlslage und hormonelle Befindlichkeiten des Absenders geben.
Episode 103 aus dem Video-Kompaktkurs in Hundepsychologie: „Mensch, frag mich doch einfach“ von Tierpsychologin Nina Sauer: